So klappt die Gehaltsverhandlung im Jahresgespräch

So klappt die Gehaltsverhandlung im Jahresgespräch

Wie viel Gehalt kann ich in der Gehaltsverhandlung verlangen und wie setze ich die Forderung durch?

Autor: Dipl.-Wirt.-Inf.
Beitrag aktualisiert: 28.06.2020
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Gehaltsverhandlungen finden nicht nur bei Neueinstellungen statt, sie sind auch Teil der Gehaltsentwicklung innerhalb des Unternehmens. So werden Anpassungen zum Beispiel bei Veränderungen im Verantwortungsbereich, oft im Rahmen der Beförderung eines Mitarbeiters, durchgeführt. Alle 1 bis 2 Jahre sollten Sie auf alle Fälle eine Anpassung des Gehalts bei Ihrem Vorgesetzten oder Chef ansprechen. Das jährlich stattfindende Jahresgespräch zwischen Vorgesetzten und Mitarbeiter kann dafür genutzt werden. Denn in diesem Gespräch werden die Mitarbeiterziele für das neue Geschäftsjahr vereinbart und ein Rückblick auf das vergangene Jahr durchgeführt. Aus diesem Grund ist das Jahresgespräch der ideale Zeitpunkt für Gehaltsforderungen, gerade dann, wenn Sie in der Vergangenheit herausragende Leistungen gezeigt haben und auch für das aktuelle Jahr hohe Ziele vereinbart wurden.

Wie viel ist drin? Ausgangssituation im Unternehmen beachten!

Für das Jahresgespräch steht dem Vorgesetzten ein Personalbudget zur Verfügung. Schließlich kommen nicht nur Sie mit Ihren Wünschen und Forderungen, sondern auch die anderen Mitarbeiter. Wie hoch das Budget im konkreten Fall ist, wissen Sie natürlich nicht. Den Verhandlungsspielraum können Sie aber über die wirtschaftliche Situation des Unternehmens abschätzen.

Besonders erfolgversprechend ist die Verhandlung, wenn es dem Unternehmen und der Branche gut geht, sei es durch eine gute Auftragslage oder ein neues Großprojekt. Ideal ist es zudem, wenn Sie eine tragende Rolle spielen. Denn nur wenn das Unternehmen Sie braucht, ist es auch bereit, in Sie zu investieren, sei es mit Weiterbildungen, Prämien oder über die Erhöhung des Grundgehalts.

Aber auch wenn die Ausgangssituation im Unternehmen nicht so gut aussieht, lassen Sie sich davon nicht täuschen. Erfahrungsgemäß sind auch in mageren Zeiten Unternehmen bereit, in Ihre Mitarbeiter zu investieren. Die Gehaltsverhandlung ist allerdings – wie der Name besagt – eine Verhandlung. Bereiten Sie sicher daher umfassend darauf vor, denn ansonsten werden Sie von Ihrem Vorgesetzten einfach überrumpelt.

Wie rechtfertige ich ein höheres Gehalt?

Bevor Sie von Ihrem Vorgesetzten eine höhere Vergütung für Ihre Arbeitsleistung fordern, argumentieren Sie Ihre Forderung gegen sich selbst. Denn nur, wenn Sie von Ihrer Gehaltsforderung selbst überzeugt sind, können Sie auch Ihren Gesprächspartner überzeugen. Was haben Sie also zu bieten? Welche Gründe hat der Vorgesetzte, Ihnen mehr zu zahlen?

Versetzen Sie sich in Ihren Gesprächspartner und stellen Sie sich die folgenden Fragen:

  • Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten habe ich im letzten Jahr erworben?
  • Habe ich einen neuen Verantwortungsbereich?
  • Gibt es spezielle Ziele, die ich erreicht habe? Beachten Sie dazu die Zielvereinbarungen aus dem Vorjahr.
  • Welche Projekte habe ich übernommen oder werde ich zukünftig übernehmen?
  • Habe ich Vertretungen durchgeführt?
  • Habe ich für das Unternehmen Einsparungen oder Einnahmen erwirtschaftet?

Stellen Sie sich selbst als Dienstleister vor, welcher dem Unternehmen etwas bietet. Für eine gute Dienstleistung kann natürlich auch ein höherer Preis verlangt werden.

Keine falsche Bescheidenheit – Verkünden Sie Ihre Erfolge!
Bedenken Sie, dass Leistungen und Erfolge nur von geringer Bedeutung sind, wenn wichtige Entscheidungsträger nicht davon erfahren! Es ist daher essentiell, dass Sie Ihre Leistung geschickt verkaufen und dafür sorgen, dass Vorgesetze von Ihren Erfolgen erfahren.

Begründen Sie einen höheren Verdienst bitte nicht mit den Gehaltsstufen Ihrer Kollegen. Auch Jammern über die gestiegenen Lebenshaltungskosten ist kontraproduktiv und sollte vermieden werden.

Welche GEHALTS-Forderung ist realistisch?

Diese Frage lässt sich leider nicht pauschal beantworten. Ein guter Richtwert ist mindestens 3% mehr Gehalt im Jahr. Damit fangen Sie allerdings nur die Inflationsrate ab. Sie verdienen also „nicht weniger“. Je nach neuem Verantwortungsbereich sind bis zu 10% mehr Gehalt denkbar. Eine Erhöhung darüber hinaus ist aber oft nur möglich, wenn Sie das Unternehmen wechseln. Dann sind aber gern mal 20 Prozent oder mehr drin. Besonders erfolgversprechend ist es, wenn Sie sich nicht aktiv bewerben, sondern von Unternehmen abgeworben werden.

Sie können auch Vorstellungsgespräche bei anderen Firmen nutzen, um den eigenen Marktwert zu ermitteln. Zudem finden Sie im Internet Gehaltsvergleiche und Publikationen zu branchenspezifischen Lohn- und Gehaltstarifverträgen. Auch direkte Anfragen an Berufsverbände sind möglich.

Alternativen zur Erhöhung des Grundgehalts

Neben der klassischen Gehaltserhöhung können Sie auch monetäre Zusatzleistungen in Betracht ziehen. Darunter fallen zum Beispiel Bonuszahlungen und Prämien. Das sind einmalige Leistungen, die jedes Jahr neu vereinbart werden müssen. Sie werden oft an ein konkretes Leistungsziel gebunden, das schriftlich im Jahresgespräch fixiert ist. Wenn Sie sich für diese Art der Gegenleistung entscheiden, achten Sie darauf, dass das Ziel ausreichend beschrieben wird und messbar ist. Gehen Sie nicht auf subjektive Zielsetzungen ein, die von der Stimmung des Vorgesetzten abhängig sind. Auch Zielvereinbarungen, die durch externe Faktoren beeinflusst werden können, sind mit Vorsicht zu genießen. Hier helfen Zwischentreffen innerhalb des Jahres, um den Stand der Ziele zu evaluieren und gegebenenfalls anzupassen.

Neben Bonuszahlungen und Prämien können Sie auch nicht-monetäre Zusatzleistungen, wie Personalrabatte, Zuschüsse zur Altersvorsorge und Weiterbildungen ins Auge fassen. Auch ein Firmenwagen kann interessant sein, denn er hat Vorteile auf beiden Seiten. Der Arbeitgeber kann das Fahrzeug als Betriebsausgabe absetzen und Sie müssen darauf keine Sozialabgaben entrichten, wie das bei einer Gehaltserhöhung oder einer Zusatzzahlung der Fall ist. Als weitere Alternative ist ein zugesicherter Tag (pro Woche/Monat) Arbeit von Zuhause aus denkbar. Speziell im IT-Bereich ist das zumindest technisch möglich. Sprechen Sie aber arbeitsrechtliche Modalitäten und die Datensicherheit an.

Wie bereite ich mich auf meine Gehaltsverhandlung vor?

Es ist essentiell, dass Sie sich auf die Verhandlung umfassend vorbereiten. Gehen Sie immer mit konkreten Zielen in das Gespräch. Legen Sie hierzu drei Gehaltsziele fest.

  1. Minimalziel
  2. Maximalziel
  3. Alternativziel

Diese drei Zielsetzungen sind Teil Ihrer Gesamtstrategie! Das Maximalziel ist eine imaginäre Summe, die etwas über Ihrem Wunschgehalt liegt. Das Maximalziel werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erreichen. Die Forderung muss aber dennoch glaubhaft wirken. In der Gehaltsverhandlung stellen Sie zuerst das Maximal-Ziel in den Raum. Der Vorgesetzte hat nun die Möglichkeit (und die Genugtuung), Sie herunterzuhandeln. Stellen Sie dabei sicher, dass Sie immer über Ihrem Minimalziel bleiben, denn das ist Ihre Schmerzgrenze. Wenn die Verhandlungen stagnieren, können Sie auf Ihr Alternativziel zurückgreifen. Das sind die genannten Alternativen zur Erhöhung des Grundgehalts. Lassen Sie sich von Ihrem Arbeitgeber nicht mit gut klingenden Positionstiteln oder vagen Aufgabenversprechen abspeisen.

Keine Angst vor Gehaltsforderungen

In einer Gehaltsverhandlung müssen Sie fordern und nicht bitten! Sie brauchen keine Angst davor zu haben, dass Sie wegen Ihrer Forderung entlassen werden! Das Schlimmste, was Ihnen passieren kann, ist das Ihre Gehaltsansprüche heruntergehandelt oder angelehnt werden. Gehen Sie daher mutig in die Gehaltsverhandlung und vertreten Sie selbstbewusst die Gehaltsforderung. Bringen Sie Ihre Argumente klar und verständlich herüber.

Androhung der Kündigung
Mit einer Eigenkündigung sollten Sie den Vorgesetzten nicht erpressen. Das wird immer Gegenwehr erzeugen. Versetzen Sie sich in die Lage Ihres Vorgesetzten. Würden Sie lieber Ihr Gesicht oder den Mitarbeiter verlieren? Die Antwort liegt auf der Hand.

Geheimhaltung ist oberstes Gebot!

Verraten Sie Ihren Kollegen niemals, was Sie verdienen oder was Sie in der Gehaltsverhandlung für sich herausgeschlagen haben. Wenn der Vorgesetzte davon Kenntnis erlangt, wird sich das auf zukünftige Gespräche auswirken. Denn warum sollte er Ihnen mehr zahlen, wenn er befürchten muss, dass Ihn anschließend andere Mitarbeiter mit ähnlichen Forderungen konfrontieren?

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