Kennenlerngespräch

Im Rahmen von Bewerbungsverfahren finden häufig auch „Kennenlerngespräche“ statt. Aber wie unterscheidet sich ein Kennenlerngespräch von einem Vorstellungsgespräch? Erfahren Sie, was von Ihnen erwartet wird, um sich optimal darauf vorzubereiten.

Kennenlerngespräch

Kennenlerngespräch als alternatives oder zusätzliches Vorstellungsgespräch

Autor: Dipl.-Wirt.-Inf.
Beitrag aktualisiert: 09.09.2022
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Was ist ein Kennenlerngespräch?

Im Kennenlerngespräch geht es genau um das, was der Begriff schon ausdrückt: das Unternehmen möchte den Bewerber oder die Bewerberin näher kennenlernen.

Es handelt sich um eine Variante des Vorstellungsgesprächs, aber weniger formell. Zwar werden beide Begriffe im Rahmen einer Bewerbung gerne synonym verwendet, bedeuten aber nicht das gleiche.

Das Kennenlerngespräch kann virtuell oder vor Ort im Unternehmen und durchaus in einem lockeren Rahmen stattfinden. Doch Vorsicht: Interessenten sollten es trotzdem nicht allzu lässig handhaben. Zwar ist das Kennenlerngespräch ein Termin zum gegenseitigen „beschnuppern“, doch es hat sehr viel Aussagekraft und kann darüber entscheiden, ob Sie angenommen werden oder nicht.

Wer profitiert von einem Kennenlerngespräch?

Egal ob Interessent für eine Ausbildung, an einem Praktikum oder an einer festen Arbeitsstelle, das Kennenlerngespräch eignet sich für Bewerber aus allen Bereichen und hat für beide Seiten große Vorteile. Besonders gerne wird es nach Initiativbewerbungen anberaumt.

Es dient als Hilfestellung und soll Bewerber darin unterstützen, herauszufinden, ob das Unternehmen die richtige Adresse für die eigenen beruflichen Pläne ist.

Gleiches gilt natürlich auch umgekehrt. Der Arbeitgeber hat in diesem Gespräch die Gelegenheit, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Er kann und sollte es als Werbung in eigener Sache nutzen.

Für das Unternehmen dient das Kennenlerngespräch auch häufig als vorgeschaltetes Vorstellungsgespräch, um Bewerber zu sichten und auszusortieren. Das Kennenlerngespräch über Telefon oder Videokonferenz bietet dazu besonders viel Sparpotential. Schließlich ist die Gesprächsdauer nicht eindeutig definiert und das Gespräch kann prinzipiell schon nach 15 Minuten beendet werden. Bei einem klassischen Vorstellungsgespräch ist das eher nicht möglich. Somit wird Arbeitszeit für beteiligte Mitarbeiter gespart. Schließlich kommt bei einem Vorstellungsgespräch mit zwei teilnehmenden Mitarbeitern inklusive der Vor- und Nachbereitung schnell ein Personentag an Aufwand zusammen.

Braucht ein Kennenlerngespräch Vorbereitung?

Eine gute Vorbereitung ist definitiv wichtig, schließlich gewinnen beide Seiten in diesem Gespräch einen ersten Eindruck voreinander – und dieser soll möglichst gut sein.

Auch wenn sich Bewerber nicht auf ein konventionelles Vorstellungsgespräch mit einem vorgegebenen Fragenkatalog einstellen müssen, sollten Sie sich das Gespräch in Ihrem geistigen Auge ausmalen und bereits einige Fragen vorformulieren.

Machen Sie sich Gedanken zu ihrem beruflichen Werdegang und ihren Zielen, dann sind Sie auf alle Eventualitäten vorbereitet. Natürlich ist es ebenso wichtig, eigene Fragen an das Unternehmen zu formulieren. Es macht einen denkbar schlechten Eindruck, wenn man auf die Frage "Was möchten Sie noch über uns erfahren?" nichts zu sagen hat.

Die Vorbereitung auf ein Kennenlerngespräch ist im Grunde identisch mit der Vorbereitung auf ein „richtiges“ Vorstellungsgespräch. Schließlich kann alles vorkommen, von der Selbstpräsentation, über Fragen zu Stärken und Schwächen bis zum Gehaltswunsch.

Wann findet das Kennenlerngespräch statt?

In der Regel wird es direkt nach Eingang der Bewerbungsunterlagen terminiert. Es muss nicht unbedingt in den Büroräumen des Unternehmens stattfinden, es kann auch virtuell durchgeführt werden.

Immer häufiger laden Arbeitgeber mehrere Bewerber gleichzeitig zum Kennenlerngespräch ein. Dabei stellen sich die Interessenten gegenseitig kurz vor. Manchmal finden auch Tests statt. Gegebenenfalls kommt es zusätzlich zu Einzelgesprächen.

Wundern Sie sich aber nicht, wenn Sie, obwohl Sie Ihren Arbeitsvertrag quasi schon in der Tasche haben, trotzdem noch zu einem Gespräch gebeten werden. Ein Kennenlerngespräch kann nämlich auch nach einem Bewerbungsgespräch stattfinden. Dann geht es häufig um Erwartungen (beidseitig), um Arbeitsprozesse und interne Abläufe. Auch in diesem Fall ist es sinnvoll, sich gut vorzubereiten und peinliches Schweigen zu vermeiden.

Wie ist ein Kennenlerngespräch aufgebaut?

Der Vertreter des Unternehmens leitet das Gespräch mit einer Begrüßung ein und führt Sie anschließend durchs Büro und zu Ihrem künftigen Arbeitsplatz.

Die ersten Inhalte beziehen sich auf Ihren Lebenslauf. Danach finden lockere Gespräche mit den Kollegen statt und man erklärt Ihnen das Aufgabengebiet. In dieser Runde ist der Vorgesetzte meist nicht dabei. Häufig werden Bewerbern nun auch Probeaufgaben gestellt, so dass sie ihre Kompetenzen unter Beweis stellen können. Danach wird die gelöste Aufgabe in kleiner Runde präsentiert.

Es erfolgt ein Abschlussgespräch, in dem man noch offene Fragen klärt. In diesem Abschlussgespräch werden Sie um ein Feedback gebeten. Beantworten Sie diese Fragen nicht zu knapp, denn es könnte der Eindruck von Desinteresse entstehen. Je nachdem, welche Fragen thematisiert werden, kann das Kennenlerngespräch mehrere Stunden dauern.

Haben Sie im Gespräch einen guten Eindruck hinterlassen, können Sie mit einer Einladung zu einem längeren Vorstellungsgespräch oder zu einem Probetag rechnen.

Der beschriebene Ablauf ist für ein Kennenlerngespräch nicht zwingend. Manchmal wird ein Kennenlerngespräch auch nur virtuell oder per Telefon durchgeführt, mit einer Dauer von lediglich 30 bis 60 Minuten. Dabei wird festgestellt, ob sich ein Vorstellungsgespräch für beide Seiten überhaupt lohnen würde.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum Vorstellungsgespräch

Beide Gesprächstypen haben viel Ähnlichkeit, das Kennenlerngespräch ist aber ungezwungener. Die Übergänge sind meist fließend.

  • Das Gespräch findet zwar mit dem Fachvorgesetzten statt, ein Mitarbeiter der Personalabteilung ist aber nicht dabei.
  • Der Ort des Gespräches muss nicht der Betrieb selbst sein. Es kann sogar in einem Restaurant stattfinden. Hier lässt sich sehr gut herausfinden, ob die „Chemie“ zwischen beiden Parteien stimmt und ob man zueinander passt. Seit Corona wird das Kennenlerngespräch auch gern online per Videokonferenz oder Telefonkonferenz durchgeführt.
  • Der Interessent stellt sich vor, am besten in Form einer kurzen Präsentation.
  • Gegenstand des Gesprächs sind der persönliche Hintergrund des Bewerbers, seine Interessen und gegebenenfalls ein Einstellungstest.

Es ist zu beachten, dass das „Kennenlerngespräch“ nicht eindeutig definiert ist. Jedes Unternehmen kann darunter etwas anderes verstehen.

Beispiel für Fragen, die Bewerber an das Unternehmen stellen können


  1. Wie verläuft die Einarbeitungsphase?
  2. Habe ich einen Mentor?
  3. Wie ist das Betriebsklima?
  4. Wie sehen Sie (der Chef) die Chancen auf eine Festanstellung/Übernahme/Beförderung?
  5. Welche Haupttätigkeiten kommen auf mich zu?
  6. Was ist nötig, um die Jobanforderungen bestmöglich zu erfüllen?

Fazit

Genau wie beim Vorstellungsgespräch geht es auch im Kennenlerngespräch darum, einen besseren Eindruck vom Arbeitgeber bzw. vom Bewerber zu bekommen. Wer eine Einladung zum Kennenlerngespräch erhält, sollte sich genauso darauf vorbereiten, wie auf ein traditionelles Vorstellungsgespräch.

Die Grenzen zwischen beiden Gesprächsvarianten sind fließend. Da das Kennenlerngespräch informeller ist, macht es nicht so viel aus, wenn Sie die eine oder andere Frage nicht beantworten können. Entscheidend ist Ihr glaubhaftes und ernsthaftes Interesse an der neuen Tätigkeit.

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