Job Rotation

Job Rotation ist ein Instrument der Personalentwicklung. Es wird in Unternehmen angewendet wird, um die Einsatzeffizienz zu verbessern, die Personalentwicklung zu fördern und die Mitarbeiterbindung zu erhöhen. In diesem Beitrag erläutern wir Zielsetzungen und diskutieren Vorteile und Nachteile.

Job Rotation

Ziele und Aufgaben von Job Rotation – Job Enrichment vs. Job Enlargement

Autor: Dipl.-Wirt.-Inf.
Beitrag aktualisiert: 20.07.2023
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Definition: Was ist Job Rotation?

Job Rotation ist ein regelmäßiger, systematischer Wechsel von Aufgaben oder Arbeitsplätzen innerhalb des Unternehmens. Es ermöglicht Lernen am Arbeitsplatz und gehört damit zum „Training on the Job“. Der Mitarbeiter „rotiert“ in regelmäßigen Zeitabständen durch das Team, Fachabteilungen oder sogar Firmenstandorte. Dabei nimmt er jeweils andere Aufgaben wahr. Der Mitarbeiter arbeitet also für eine bestimmte Dauer an einer Stelle, bevor er erneut versetzt wird.

Es gibt keine festgelegten Rotationszyklen. Die Dauer wird individuell festgelegt. Eine Rotation kann halbtags oder erst nach mehreren Monaten erfolgen.

Job Rotation kommt ursprünglich aus der Produktionsarbeit. Das Arbeitsmodell sollte einseitige und monotone Arbeit vermeiden, indem der Mitarbeiter in regelmäßigen Abständen andere Arbeitsschritte durchführt. So sollen gesundheitliche Einschränkungen minimiert und die Krankenquote gesenkt werden.

Heute wird Job Rotation auch für Stellen mit höheren Anforderungen verwendet, um Mitarbeiter weiter zu entwickeln und fachlich breiter aufzustellen. Denkbar ist zum Beispiel ein Trainee-Programm, in dem der Trainee im Abstand von 3 Monaten durch die Abteilungen des Unternehmens „wandert“ und Erfahrungen sammelt. Job Rotation wird auch genutzt, um Führungskräfte auszubilden.

Job Rotation lässt sich in zwei Arbeitsmodelle teilen: Job Enlargement und Job Enrichment.

Job Enlargement

Bei der „Arbeitserweiterung“ nimmt der Mitarbeiter weitere Aufgaben mit gleichem Anforderungsniveau wahr. Der Stelle wird mit zusätzlichen Aufgaben und Verantwortlichkeiten erweitert. Meist nimmt er vorlagerte oder nachgelagerte Aufgaben dem Kernaufgabenbereich wahr.

Beispiel: Herstellung von Produkten am Fließband + Kontrolle der Produktqualität

Job Enrichment

Job Enrichment bedeutet „Arbeitsanreicherung“. Hier rotiert der Mitarbeiter durch Aufgaben mit höheren Anforderungen. Der Mitarbeiter wird in die Lage versetzt, anspruchsvollere Aufgaben mit höherem Handlungs- und Entscheidungsspielraum zu übernehmen.

Beispiel: Entwicklung von Softwareprodukten + Durchführung Anforderungsmanagement mit dem Kunden

Ziele von Job-Rotation

Mit Job Rotation werden primär drei Ziele verfolgt. Der regelmäßige Belastungswechsel verhindert einseitige Belastungen und fördert den Erhalt der Gesundheit des Mitarbeiters.

Darüber hinaus ist Job Rotation Bestandteil der Personalentwicklung. Es werden Lernmöglichkeiten geschaffen, in dem der Mitarbeiter Schritt für Schritt neue Kenntnisse und Fähigkeiten erwirbt.

Letztendlich wird die Flexibilität für andere Einsatzbereiche im Unternehmen gesteigert. Schließlich ist der Mitarbeiter nicht mehr nur auf einen Aufgabenbereich beschränkt, sondern ist fachlich so gut aufgestellt, um auch andere Aufgaben wahrzunehmen.

Rotationszyklen

Es gibt keine festgelegten Abstände für den Wechsel des Arbeitsplatzes. In Fertigungsunternehmen kann halbtäglich zwischen den Arbeitsschritten gewechselt werden, bei Führungskräften ist ein Zyklus von mehreren Monaten üblich. Auch die Belastung muss genau festgelegt werden, zum Beispiel der Wechsel von körperlicher Belastung zu geistiger Arbeit.

Schauen wir uns nun die Vorteile und Nachteile einer Job Rotation an.

Vorteile Job-Rotation

  • Arbeitszufriedenheit
    Durch das regelmäßige Wechseln des Aufgabengebiets entsteht keine Langeweile. Die Motivation steigt mit abwechslungsreichen Aufgaben und neuen Herausforderungen.

  • Gesundheitsförderung
    Körperliche und psychische Belastungen können durch einseitige und monotone Tätigkeiten entstehen. Das führt zu schnellerem körperlichem Verschleiß. Job Rotation arbeitet mit ausgewogener Belastung dem entgegen. Idealerweise wechseln sich die Belastungen gegensätzlich einander ab, zum Beispiel körperliche mit Wechsel zu geistiger Arbeit.

  • Wissensverteilung
    Durch das Durchlaufen verschiedener Arbeitsschritte, Abteilungen oder Standorte wird das Wissen unter den Mitarbeitern besser verteilt. So geht auch bei Abgang eines Mitarbeiters das entsprechende Know-how nicht verloren.

  • Breitere Aufstellung
    Durch den Wissenstransfer sind Mitarbeiter fachlich breiter aufgestellt. Dadurch können kurzfristige Personallücken, die durch Krankheit, Urlaub, Kündigung oder auch in Spitzenzeiten entstehen, gut ausgeglichen werden. Anlernkosten oder Kosten für externe Arbeitskräfte werden vermieden.

  • Selbstvertrauen
    Der Aufgabenwechsel wird zum regelmäßigen Bestandteil der Arbeit. Mitarbeiter sind es gewohnt, neue Aufgabeninhalte und Herausforderungen wahr zu nehmen. Durch die ständige Übung wird die innere Blockadehaltung gelöst und der Furcht vor neuen Aufgaben entgegengewirkt.

  • Innovationen
    Mitarbeiter, die von „außen“ in die Fachabteilung kommen, haben eine andere Sicht auf eingefahrene Arbeitsprozesse und können neue Impulse oder Verbesserungsvorschläge liefern.

  • Zusammengehörigkeit
    In vielen Firmen arbeiten Abteilungen weitgehend isoliert voneinander. Durch die zeitweise Einbindung in andere Teams werden Befindlichkeiten und Erfordernisse kennengelernt. Das stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den Abteilungen und erhöht das Verständnis für die Gesamtorganisation.

  • Führungskräfteentwicklung
    Im fachübergreifenden Einsatz werden Führungskräfte und Talente geschult. Die zukünftige Führungskraft durchläuft die Abteilungen und lernt die Arbeit kennen. Interessant ist dabei auch der Wechsel über internationale Standorte. Das Verständnis für die Zusammenhänge innerhalb der Firma wird gefördert und die Führungskraft auf breitgefächerte Aufgaben vorbereitet.

Natürlich stehen den Vorteilen einer Job Rotation auch Nachteile gegenüber.

Nachteile Job-Rotation

  • Einarbeitungsaufwand
    Nimmt der Mitarbeiter neue Aufgaben wahr, muss er in das Aufgabengebiet eingearbeitet werden. Dadurch sinkt zunächst die Effizienz und damit die Produktivität. Das betrifft alle Mitarbeiter, die an der Einarbeitung beteiligt sind.

  • Keine Routine
    Prinzipiell fehlt dem Mitarbeiter durch die ständigen Aufgabenwechsel eine gewisse Routine bei der Ausführung der Aufgaben. Der Mitarbeiter ist nicht so produktiv, wie jemand, der ausschließlich die gleiche Aufgabe bearbeitet.

  • Überforderung möglich
    Insbesondere beim Job Enrichment läuft der Mitarbeiter in die Gefahr, durch immer neue Aufgaben überfordert zu werden. Das kann sich negativ auf die Motivation auswirken.

  • Organisationsaufwand
    Der gesamte Rotationsprozess mit Vor- und Nachbereitung muss koordiniert und organisiert werden. Das verursacht zeitlichen und personellen Aufwand. Auch für die Einarbeitung sind andere Mitarbeiter gebunden.

  • Unmut bei Aufgabenwechsel
    Grundsätzlich ist es möglich, dass der Mitarbeiter verärgert ist, wenn er in ein neues Aufgabengebiet versetzt wird, ihm aber die bisherigen Aufgaben sehr gut gefallen haben. Im Gegenzug dazu können bestimmte Aufgaben für den Mitarbeiter auch als Abweichung von eigenen Karrierezielen gesehen werden.

Job Rotation ist nicht für jede Arbeitsstelle und jeden Mitarbeiter geeignet. Es ist meist wenig sinnvoll, einen Spezialisten in fachfremde Aufgaben einzuarbeiten.

Um den Nachteilen und potentiellen Gefahren entgegen zu wirken, bieten sich regelmäßige Feedbackgespräche zwischen Führungskraft und Mitarbeiter an. So kann der Mitarbeiter sich dazu äußern, was ihm besonders gefällt oder was vielleicht geändert werden sollte.

Prinzipiell muss der Mitarbeiter über ein hohes Maß an Lernbereitschaft verfügen und bereit sein, die erweiterte Aufgabenpalette auch zu übernehmen.

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