Job Sharing

... die Tätigkeit ist in Teilzeit oder Jobsharing möglich ...“, vielleicht haben Sie das bereits in einer Stellenanzeige gelesen und sich gefragt, „Jobsharing? Was ist damit gemeint?“ Wir möchten diese Frage aufgreifen und das Arbeitsmodell erklären sowie auf Vorteile und Nachteile sowohl für Mitarbeiter als auch für Arbeitgeber eingehen.

Job Sharing

Job Sharing: Definition, Vorteile und Nachteile

Autor: Dipl.-Wirt.-Inf.
Beitrag aktualisiert: 10.04.2023
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Jobsharing (auf Deutsch: Arbeitsplatzteilung) ist ein Arbeitsmodell, dass besonders bei Berufstätigen, die sich mehr Flexibilität wünschen, immer beliebter wird. Im Mittelpunkt steht eine Arbeitsstelle, die von zwei oder mehr Arbeitskräften gemeinsam wahrgenommen wird. Die Stelle selbst ist in der Regel eine qualifizierte oder hochqualifizierte Position, zum Beispiel im Führungsbereich, bei der sich die Mitarbeiter als „Tandem-Partner“ die Verantwortung zur Aufgabenerledigung teilen.

Job Sharing vs. Job Splitting

Somit ist Jobsharing vom reinen Job Splitting zu unterscheiden, bei dem sich zwei Mitarbeiter einfach nur eine Vollzeitstelle nur zeitlich teilen, beide aber isoliert und voneinander unabhängig arbeiten. Der Abstimmungsaufwand zwischen den Mitarbeitern ist im Job Splitting auf ein Minimum begrenzt. Auch die Aufgabeninhalte können schwerpunktmäßig und qualitativ in Junior und Senior aufgeteilt werden.

Die Idee hinter Jobsharing ist, dass jeder Mitarbeiter seine eigene Arbeitszeit und seine eigenen Fähigkeiten einbringt, um gemeinsam das volle Arbeitspensum zu bewältigen. Dadurch können Mitarbeiter eine bessere Work-Life-Balance erreichen und sich gleichzeitig auf ihre persönlichen und beruflichen Ziele konzentrieren.

Aufgaben, Verantwortungsbereiche sowie Arbeitszeiten werden durch die Mitarbeiter gemeinschaftlich festgelegt und verteilt. Für die zeitliche Verteilung der Arbeitslast gibt es keine vorgeschriebene Regel. Job Sharing ist in vielen Aufteilungen möglich, 50 zu 50, 40 zu 60 oder auch 70 zu 80. Ein Gesamtarbeitspensum über 100% ist besonders für Überschneidungen zur Kommunikation und Abstimmung interessant.

Gesetzliche Grundlage schafft der § 13 Teilzeit- und Befristungsgesetz (kurz TzBfG). Wir möchten betonen, dass die Tandem-Partner zwar eigenverantwortlich planen und arbeiten, es zwischen Ihnen aber keine arbeitsrechtlichen Beziehungen oder gar Besonderheiten bei Urlaubsansprüchen und Gehalt gibt. Natürlich kann es individuelle Festlegungen geben, die allerdings im Arbeitsvertrag festgelegt sind.

Gute Planung ist Voraussetzung für den Erfolg

Um Jobsharing erfolgreich umzusetzen, bedarf es einer guten Planung und einer klaren Kommunikation zwischen den Tandem-Partnern. Es muss sichergestellt werden, dass beide Mitarbeiter die gleichen Anforderungen und Verantwortlichkeiten verstehen und dass die Aufgaben so verteilt sind, dass ein nahtloser Übergang zwischen den Arbeitszeiten möglich ist. Die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwischen den Job Sharern sind von großer Bedeutung, damit Konflikte vermieden und eine reibungslose Arbeitsweise gewährleistet wird.

Das Teamgefüge muss stimmen

Damit sich ein Tandem bewährt, müssen die beteiligten Mitarbeiter zwischenmenschlich auf einer Wellenlinie liegen. Konfliktpotential muss vom Vorgesetzten sofort erkannt und bereits im Recruitingprozess berücksichtigt werden. Die Zusammenstellung eines passenden Jobsharing Teams ist also sehr wichtig. Tandem-Partner müssen sich ergänzen und voneinander lernen können. Teamplay ist natürlich eine zwingende Voraussetzung.

Vorteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmer

Leistungssteigerung

Tandem-Partner arbeiten eigenverantwortlich in einem gemeinsamen Aufgabenbereich. Somit identifizieren sie sich mehr mit den Aufgabeninhalten, als wenn die Lösungskonzept von anderen Stellen starr vorgegeben wird. Die eigenverantwortliche Bearbeitung der Aufgabeninhalte resultiert in einer höheren Motivation, verbunden mit Leistungssteigerung.

Arbeitsqualität steigt

Die Betrachtung der Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln führt meist zu einer schnelleren und besseren Lösung. Zudem steigt dadurch die Innovationsfähigkeit. Es lassen sich eine breitere Palette an Fähigkeiten und Erfahrungen in die Arbeitsabläufe integrieren. Schließlich ist alles mehrfach vorhanden – von der Motivation bis zu den Qualifikationen.

Vorgesetzte werden entlastet

Da die Mitarbeiter ihren Arbeitsplan selbstständig aufstellen und festlegen, verringert sich der notwendige Koordinationsaufwand für den Vorgesetzten. Der Vorgesetzte segnet die Festlegungen also nicht ab. In der Regel verzichtet der Arbeitgeber sogar auf das Direktionsrecht.

Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Beruf und Familie lassen sich mit einer besseren Work-Life-Balance vereinen. Das führt zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit. Im Ergebnis erhält der Arbeitgeber loyalere Mitarbeiter, die weniger dazu geneigt sind, den Arbeitgeber zu wechseln.

Förderung Arbeitgeber-Branding

Eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit zieht zwangsläufig auch neue Mitarbeiter an. Job Sharing wirkt sich also positiv auf Recruiting-Maßnahmen aus. Bitte beachten Sie die zahlreichen Firmenbewertungsportale, in denen Arbeitgeber mit innovativen Arbeitszeitmodellen um neue Talente werben.

Höhere Kundenzufriedenheit

Durch die mehrfache Besetzung und Aufgabenteilung werden Ausfälle durch Urlaub, Krankheit und sonstige Abwesenheitszeiten sehr gut kompensiert. Schließlich ist die potentielle Vertretung bereits in das Aufgabengebiet eingearbeitet. Das Fachwissen ist geteilt und mit Erfahrungen gefestigt.

Die Ausfallsicherheit wirkt sich wiederrum positiv auf die Kundenzufriedenheit und die Zusammenarbeit mit Partnern aus. Job Sharing führt zu einem hohen Wissenstransfer. Zudem geht das Wissen bei Kündigung eines Mitarbeiters nicht komplett aus dem Unternehmen, sondern der Tandem-Partner kann den Nachfolger einarbeiten.

Auch für den Arbeitgeber ist die ständige Besetzung des Vollzeitarbeitsplatzes positiv zu werten. So muss er für Ausfälle keine Personalreserven (sogenannte „Springer“) mehr bereithalten.

Nachteile Job Sharing

Höherer Kommunikationsaufwand

Die Verteilung der Arbeit auf mehrere Mitarbeiter ist mit erhöhtem Aufwand für Abstimmungen und Kommunikation verbunden. Aus diesem Grund kann eine Überschneidung der Arbeitszeiten sinnvoll sein.

Höhere Personalkosten

Die Besetzung einer Vollzeitstelle mit mehreren Mitarbeitern ist in der Regel mit höheren Lohnkosten und höherem Verwaltungsaufwand (besonders für die Personalabteilung) verbunden. Eventuell müssen auch die Arbeitsverträge mit Vertreterregelungen ausgestaltet werden. In kleineren Unternehmen führen die höheren Kosten meist zum Ausschluss des Job Sharing Arbeitsmodells.

Nachbesetzung aufwendig

Beendet ein Tandem-Partner vorzeitig den Arbeitsvertrag kann das zu Problemen mit der Nachbesetzung führen. Schließlich müssen die zeitlichen Belange des verbliebenen Tandempartners berücksichtigt werden. Das schränkt die Kandidatenauswahl entsprechend ein. Zudem müssen die Tandempartner miteinander harmonieren. Es ist mit gesteigertem Konfliktpotenzial zu rechnen, wenn die Sparring-Partner nicht zueinander passen.

Unser Fazit

Job Sharing dient der Flexibilisierung der Arbeitszeit und ist eine innovative Möglichkeit, um den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht zu werden. Es eröffnet den Teilnehmern mehr Flexibilität und die Möglichkeit, ihre Karriere und ihre persönlichen Ziele zu verfolgen, während Arbeitgeber von einer breiteren Palette an Fähigkeiten und Erfahrungen profitieren.

Negativ anzumerken ist die Verlagerung des Arbeitsausfallrisikos auf die Beschäftigten selbst. Zudem kann das Arbeitsmodel zu einer Zunahme von Konflikten unter den Beschäftigten mit Konfliktpotential führen.

Wenn Jobsharing richtig umgesetzt wird, kann es aber eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten sein. Denn schließlich öffnen sich damit für Teilzeitkräfte viele hochqualifizierte Stellen mit fachlich anspruchsvollen Themen, die aufgrund des zeitlichen Umfangs ansonsten nicht möglich wären.

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