Tilo
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Anmeldungsdatum: 23.02.2010
Beiträge: 49
Wohnort: Bautzen
Gründe für Absagen - Teil 1/5
31.08.2010 23:26
Hallo Rat- und Jobsuchende,

Absagen auf Bewerbungen gehören ganz sicher zu den frustrierenden Erfahrungen, die man im Leben so machen muss. Denn bei einem solchen, (fast) immer standardisierten Mehrzeiler, kratzt es vor allem am Selbstbewusstsein von täglich tausenden Bewerbern. Denn es scheint zunächst, dass andere Mitbewerber besser sind: mehr und bessere Qualifikationen und Fähigkeiten vorweisen konnten. Und somit hadern viele Bewerber schon beim nächsten Stellenangebot bereits damit, ob sich eine Bewerbung überhaupt noch lohnt, ob man sich denn noch einmal die große Mühe machen und die viele Zeit investieren sollte.

Schließlich starten sie einen neuen Versuch. Doch als Ergebnis landet abermals eine Absage im Briefkasten, und der ganze Frust steigert sich einerseits zur Resignation und andererseits in Wut und Übellaunigkeit, die auch in der Familie und im Freundeskreis nicht verborgen bleiben.

Doch die meisten Bewerber provozieren die Absage selbst!

Es ist nicht immer der "dämliche" Personaler, der einfach nicht begreifen will oder kann, welch hochwertige Qualifikationen, Fähigkeiten und Stärken der betreffende Bewerber vorzuweisen hat. Das kann er sich schon ausmalen! Aber die Art und Weise, wie das Anschreiben formuliert ist, wie der Lebenslauf strukturiert und gestaltet ist, wie alle Unterlagen vom Deckblatt bis zum Praktikumsnachweis präsentiert sind, das entscheidet in über 90 Prozent über Absage oder Vorstellungsgespräch.

Einladungen zum Vorstellungsgespräch werden nur noch an Bewerber verschickt, die sich durch Ihre schriftliche Bewerbung Sympathie erobern und dadurch überzeugend werden. Nur in den wenigsten Fällen, wenn völlig rar gesäte Fachleute gesucht werden, werden sich Personaler auch dann auf ein Vorstellungsgespräch einlassen, wenn nahezu alle Gründe für eine Absage vorliegen. Aber diese heiß gesuchten Spezies können sich dann so einige Fehler leisten, weil sie mit ihren Kenntnissen eh allein dastehen.

Aber das überwältigende Gros in der Bewerbermasse muss um die Gründe einer Absage Bescheid wissen, wenn es diese vermeiden will, um endlich auch mal zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Denn an den vorhandenen Qualifikationen, Fähigkeiten und Erfahrungen muss es nicht scheitern, weil diese eben vorhanden sind - aber eben auch bei hunderten und tausenden anderen Konkurrenten.

Deshalb gilt es zuerst, Formulierungen zu finden, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in keinem anderen Anschreiben zu finden sein werden.

Grund Nr. 1 für Absagen:

Standardsätze aus Musterbriefen und Vorlagen


In schlechten Ratgebern werden immer wieder online (Internet) und offline (Literatur) so genannte allgemein gültige Muster und Vorlagen angepriesen, die Wunderkräfte bewirken sollen. Das sind also vorformulierte Bewerbungsschreiben - von der Einleitung bis zur Grußformel - in die der "begeisterte" Bewerber nur noch seine eigenen Qualis und Fähigkeiten in die vorgesehenen Platzhalter einzutragen braucht. Und schwups - in tatsächlich nur 5 Minuten - fertig ist die Laube!

Derartige Musterbriefe (von echten Werbetexten kann nicht die Rede sein!) können sich aber immer nur Allgemeinplätzen bedienen. Von Individualität, angefangen bei der Einleitung, fehlt aber jegliche Spur. Deshalb verfallen diese Schriebse solch nichtssagenden und damit völlig überflüssigen Standardsätzen wie:

Mit großem Interesse habe ich Ihre Stellenanzeige gelesen. Und weil ich die Aufgaben und Anforderungen darin umfassend erfüllen kann, möchte ich mich hiermit als ... bewerben.

Personaler, die diese und ähnlich formulierte Einleitungen ständig lesen müssen, haben dann kaum noch die nötige Lust und Laune, auch den "Rest" des Anschreibens aufmerksam zu studieren. Vielmehr überfliegen sie das weitere Anschreiben - und das zu Recht. Denn alle weiteren An- und Aussagen kennen sie bereits auswendig - eben weil es nichtssagende Standardphrasen sind.

Nur wer sich schon mal die Arbeit und Mühe macht, EIGENE Sätze zu formulieren, die völlig jenseits aller angepriesenen, Wunder bewirkenden Standardsätze stehen, der kann auch darauf bauen, dass sein Anschreiben vom Personaler wenigstens mit Aufmerksamkeit gelesen wird.

Wer allerdings glaubt, in 5 Minuten mit Musterbriefen und Vorlagen ein Anschreiben zusammenschustern zu können, das einen Personaler noch hinter dem Ofen hervor lockt, der sollte sich auf seine nächste Absage vorbereiten - aber keineswegs auf ein Vorstellungsgespräch.

Denn herausragende Bewerbungen dauern genauso lange, wie Gott es mit der Welt benötigte: eine Woche.

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Tilo