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Mats
PostRank 2
Anmeldungsdatum: 12.04.2021
Beiträge: 6
Hey,
ich bin beziehe seit kurzem Hartz4 und würde mich gerne Selbständig machen. Geht das überhaupt? Oder was sind eure Erfahrungen damit?
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Das musst du halt mit dem Amt absprechen. Solange du nichts verdienst, wird das schon funktionieren. Es kann aber sein, dass die von der Unterlagen haben möchten.
Ich glaub, du kannst auch ein Einstiegsgeld beantragen. Unter bestimmten Voraussetzungen gibt es weitere finanzielle Hilfen.
siehe: [Link nur für registrierte Nutzer sichtbar]
Erfahrungen habe ich aber nicht damit.
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ITler
PostRank 4
Anmeldungsdatum: 06.08.2020
Beiträge: 46
Hallo,
wenn ich von "direkt aus Hartz IV in die vollständige Selbstständigkeit" höre, bereitet das mir oftmals Bauchweh.
Leider endet das in 9 von 10 Fällen mit einer Bruchlandung...
Grund 1: Finanzierung
Ohne eigenes Startkapital und ohne Basis zu starten funktioniert in aller Regel nicht. Praktisch alle neu gegründeten Unternehmen erzielen je nach Branche im ersten und nicht selten auch zweiten Jahr ein negatives Ergebis, im besten Falle eine rote Null. Ausnahmen gibt es, diese sind jedoch höchst selten.
Üblicherweise erfolgt der Übergang zur vollständigen Selbstständigkeit nach einer Aufbauphase als nebenberuflicher Kleinunternehmer, sodass das Einkommen noch durch eine Anstellung gesichert ist. Denn auch mit den Förderungen und Gründungshilfen kommt man fast nicht über die Runden und die Kosten überfahren einen. Besonders im Handel oder produzierenden Gewerbe ist man ohne Startkapital praktisch am ersten Tag schon Pleite, da man nicht wirklich zwischenfinanzieren kann. Zumal nehmen die Gründungs-Geldhilfen sehr schnell ab und der Druck steigt.
Grund 2: Geschäftsräume
Als Selbstständiger benötigt man in aller Regel Betriebs- oder Geschäftsräume. Die Ausübung einer Vollzeit-Selbstständigkeit in den privaten Wohnräumen ist oftmals durch die entsprechende Widmung oder den Mietvertrag meist untersagt.
Somit lauern hier die nächsten Kosten.
Grund 3: Fremdfinanzierung
Ohne Sicherheiten oder Eigenkapital und als Hartz IV-Empfänger erhält man i.d.R. bei keiner Bank als Gründer eine Finanzierung und wenn doch nur zu absolut schlechten Konditionen. So gerät man bereits bei kleinsten außerplanmäßigen Ausgaben oder Zahlungsausfällen von Kunden in ernsthafte Probleme. Gleiches gilt für Lieferanten (Warenvorfinanzierung), als Gründer ist dort oftmals erst Vorkasse angesagt.
Grund 4: Einkommen
So lange die Selbstständigkeit nichts abwirft muss man seinen Lebensunterhalt anderweitig finanzieren. Ohne Reserven ein Himmelfahrtskommando und ein monatliches Glücksspiel, ob man Einkaufen gehen kann. Zudem gerät man zwangsläufig irgendwann in die Todesecke. Das ist der Bereich, in dem man zwar so viel Umsatz bzw. Ertrag generiert, dass die anfänglichen Förderungen wegfallen, jedoch immer noch deutlich zu wenig, um davon leben zu können. Hat man keine eigenen Reserven, so steckt man bereits nach kurzer Verweildauer in diesem Bereich ernsthaft in der Klemme.
Zudem sollte Bedacht werden, dass auch diverse Fixkosten hinzukommen (U.a. Private Krankversicherung, Betriebshaftpflicht etc.)
Grund 5: Erfahrung / Kundenstamm
Wie bereits erwähnt erfolgt der erfolgreiche Übergang in die komplette Selbstständigkeit oftmals entweder mit großen finanziellen Reserven oder nach erfolgter Aufbauarbeit, sodass bereits feste Kunden und Aufträge vorhanden sind und ein gewisser Grundumsatz erzielt werden kann. Grob überschlagen kann man sagen, dass bei einem kalkuliertem Ertrag von 20 % vom Umsatz rund 15.000 EUR Umsatz pro Monat (ca. 180.000 EUR pro Jahr) erzielt werden sollten um monatlich vor Steuern 3.000 EUR Ertrag zu genieren. Das ist in vielen Fällen die magische Grenze, um vernünftig überleben zu können. Es sei erwähnt, dass 15.000 EUR Umsatz pro Monat alleine zu generieren, schon eine ziemlich gewaltige Herausforderung ist, wenn man komplett ohne Vorarbeit auf der leeren Wiese startet fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Grund 6: Rechtliche/Regulatorische Risikien
Je nachdem, in welchem Segment man sich selbstständig machen möchte, sollte man beachten, dass es in einigen Berufen einschlägige Vorschriften und Voraussetzungen gibt. Teils müssen Sachkunde- oder Ausbildungsnachweise erbracht werden oder andere persönliche Voraussetzungen erfüllt werden, um eine Genehmigung zu erhalten. Zudem sollte man sich ausgiebig mit dem Thema Wettbewerbsrecht und der Gewerbeordnung auseinander setzen. So kann beispielsweise ein kleiner Fehler, wie bspw. ein fehlendes Schild an den Geschäftsräumen oder Impressums-/AGB-Fehler zu Abmahnungen oder Strafen führen, welche sich schnell im vier oder fünfstelligen Bereich bewegen können.
Ich würde Ihnen empfehlen, eine Beratung für Existenzgründer (i,d.R kostenlos bei den IHK's erhätlich) in Anspruch zu nehmen.
Leider wird der Schritt in die komplette Selbstständigkeit nicht selten deutlich unterschätzt.
Schöne Grüße
ITler
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Ja, insbesondere die Versicherungspflicht muss abgesteckt werden.
Als Selbständiger muss man die Krankenversicherung zu 100% bezahlen. Zudem zahlt niemand anderes in deine Rente ein. Ob hier das Amt weiter die Sozialbeiträge zahlt, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen.
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