Was will ein Personaler lesen und was nicht? (Teil 1/6)

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Tilo
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Anmeldungsdatum: 23.02.2010
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Wohnort: Bautzen
Was will ein Personaler lesen und was nicht? (Teil 1/6)
29.05.2010 01:45
Hallo Rat- und Jobsuchender,

hast du dein Anschreiben insofern „fertig“, dass es deine Adresse, die Adresse deines Wunsch-Unternehmens, Ort, Datum, Betreff und Anrede enthält?

Doch nun setzt für dich das große Grübeln ein und du fragst dich: Was schreibe ich in der Einleitung, was im Mittelteil und wie beende ich es?

Nun, nichts einfacher als das, wirst du dir sagen: Es gibt genügend Muster und Vorlagen, die man lediglich mit den eigenen speziellen Inhalten auszufüllen braucht.

Nun kommt es aber darauf an, ob diese Muster und Vorlagen auch das „beherzigen“, was den Personaler interessiert – oder vielleicht langweilt?

Die meisten Anschreiben basieren auf solchen Mustern. Und viele davon kennt so mancher alt eingesessene Personaler schon auswendig. Deshalb wird er an den Bewerbern, die ihr Anschreiben quasi „abgekupfert“ haben, nicht sonderlich viel Interesse hegen, weil er sich (im Extremfall) sagt: Dieser Bewerber wird sich in unserer Firma genauso wenig anstrengen wie er es bereits in seiner Bewerbung fabriziert hat.

Deshalb ist es immer ein Wagnis, Muster und Vorlagen für ein Anschreiben zu verwenden. Ich rate jedenfalls davon ab.

Beglücke deshalb deinen Personaler mit gut formuliertem Inhalt, den du dir selber ausgedacht hast!

Das ist der erste und entscheidende Grundsatz, wenn du dem Personaler ein Anschreiben vorlegen willst, dass er in der Tat auch lesen will.

Beginnen wir deshalb mit der Einleitung.

Die meisten Einleitungssätze haben diesen Tenor:

„Mit großem Interesse habe ich das Stellenangebot [da und dort] gelesen. Deshalb bewerbe ich mich um diesen Job.“

oder:

„Weil ich eine neue berufliche Herausforderung suche, bin ich auf Ihr sehr interessantes Stellenangebot gestoßen. Deshalb möchte ich mich gern dafür bewerben.“

oder:

„Weil Ihr Stellenangebot meinem Profil nahezu vollständig entspricht, hat es mein besonderes Interesse geweckt. Deshalb bewerbe ich mich um diese Position.“

Will das ein Personaler wirklich gleich zu Beginn des Bewerbungsschreibens lesen?

Ich bin der Überzeugung, dass du mir zustimmst, wenn ich dazu entschieden „NEIN!“ sage.

Denn das ist allgemeines und nichts sagendes Geschwätz. Warum soll der Bewerber gleich zu Beginn sagen, dass ihn das Stellenangebot so sehr interessiert? Und noch schlimmer: Warum soll der Bewerber sagen, dass er sich bewirbt? Das ist doch logisch! Und all das, was sowieso in die Logik eines Bewerbungsschreibens fällt, ist überflüssig und für einen Personaler unsinniger Ballast.

Und das will ein Personaler partout nicht lesen!

Es besteht sogar die Gefahr, dass er den weiteren Inhalt des Anschreibens nur noch überfliegen wird (oder das Anschreiben gleich beiseite legt), weil er jetzt bereits darauf programmiert ist, dass weiteres „Bla-Bla“ folgen wird. Und damit ist für ihn die Absage gleichfalls vorprogrammiert.

Was will nun ein Personaler im ersten Satz des Anschreibens lesen?

Die Antwort lautet schlicht und einfach: Er will lesen, was du kannst!

Und das will er (fast) im gesamten Anschreiben lesen. Und zwar immer auf die Anforderungen und Aufgaben im Stellenangebot bezogen, für das er sich so viel Zeit genommen hat, weil ihm und dem ganzen Unternehmen die bestmögliche Erfüllung dieser konkret formulierten Anforderungen so sehr unter den Nägeln brennt. Denn sonst bräuchte sich der Personaler und das Unternehmen nicht die großen Mühen eines Stellenangebotes zu machen.

Also, bemühe dich gleichfalls, bereits im ersten Satz zu formulieren, dass du die Anforderung A mit deiner Qualifikation X oder die Aufgabe B mit deiner Fähigkeit Y erfüllen wirst.

Am besten taugt dazu immer die Anforderung oder Aufgabe, die im Stellenangebot als erste beschrieben ist. Denn die sind dem Unternehmen fast immer am wichtigsten.

5 Beispiele:

Bürofachkraft:
„Sie suchen nach einer Mitarbeiterin, die Ihre Aufträge verwaltet, Ihre Kunden betreut, Ihre Korrespondenz erledigt, Ihre Termine plant, Ihre Geschäftspartner umsorgt, kurz: mit Übersicht und Eigenverantwortung alle Ihre Büroarbeiten erledigt? Mit meiner Bewerbung kann ich Ihnen die Qualifikationen dafür bieten.“

Vertrieb im Außendienst:
„Sie suchen einen langjährig erfahrenen Mitarbeiter im Außendienst, der die anspruchsvollen Ziele zur Umsatzsteigerung Ihres Unternehmens realisieren wird. Mit meiner vorliegenden Bewerbung biete ich Ihnen dafür ausgeprägte berufliche Erfahrungen in der Akquise von Neukunden und im Support des bestehenden Kundenstammes.“

Sachbearbeiter:
„Weil Sie einen zuverlässigen, engagierten Sachbearbeiter für effektive und rationelle Tourenplanungen und -abwicklungen suchen, biete ich Ihnen mit dieser Bewerbung meine langjährigen Erfahrungen und Fähigkeiten in der Disposition, im Vertriebsmanagement und in der Kundenbetreuung zum weiteren Erfolg Ihres Unternehmens an.“

KFZ-Techniker:
„Es schreibt Ihnen ein junger, dynamischer Kraftfahrzeugtechniker mit Meisterbrief, der Ihre Einsatzfahrzeuge mit spezifischen Komponenten für Funk-, Video- und Sondersignalanlagen höchst zuverlässig ausrüsten, instand halten und pflegen wird.“

Auszubildende als Verkäuferin:
„Weil Sie eine attraktive, aufgeschlossene und freundliche Auszubildende suchen, die überaus gern mit Menschen arbeitet und schnell deren Vertrauen erwerben kann, ist für Sie meine Bewerbung sicher von Interesse.“


In allen diesen Beispielen werden bereits Anforderungen bzw. Aufgaben im Stellenangebot direkt angesprochen, die dem Unternehmen wichtig, um nicht zu sagen, von ausschlaggebender Bedeutung sind.

Deshalb musst du bereits im ersten Satz konsequent darauf eingehen!
Denn das interessiert den Personaler!
Das will er lesen!

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Tilo
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Susanne
Gast




Fremdsprachen gleich in die Einleitung packen?
04.08.2010 16:21
Hallo Tilo,

ich bin von Ihren Tipps sehr angetan und bemühe mich gerade, sie auch anzuwenden.
Ich gehöre zu denen, die sich aufgrund von Umstrukturierungen und der daraus resultierenden Unzufriedenheit verändern möchten (allerdings kein "Karrieresprung")
In der Anzeige wird ausgezeichnetes Englisch gefordert, ich spreche aber auch fließend Französich und Griechisch (Grundkenntnisse Spanisch). Sollte ich das gleich in die Einleitung packen?

Noch eine Frage: wie argumentiere ich, wenn ich auf eine Stelle bewerbe, für die ich überqualifiziert bin?

Ich danke Ihnen vorab.
Viele Grüße, Susanne
Monki
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Anmeldungsdatum: 04.08.2010
Beiträge: 3
Zu: Was will ein Personaler lesen und was nicht? (Teil 1/6)
04.08.2010 19:07
Susanne, ich kann Dir die Anwort geben, die nun folgen wird:

Zitat: "Und das ist mein Angebot:
Für nur 24,95 Euro bekommen Sie meinen Ratgeber "Bewirb dich erfolgreich!" und meine individuelle E-Mail-Beratung.

Denn in dieser Kombination: Lehrbuch + individuelle Beratung werden Sie auf Anhieb eine äußerst gute Bewerbung erstellen, die Ihnen beste Chancen auf ein Vorstellungsgespräch einräumt.."
Zitatende.

Nicht schlecht Tilo, wenigstens mal eine nicht ganz so plume Eigen-Werbung Laughing
_________________
LG Monki
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Gast





Zu: Was will ein Personaler lesen und was nicht? (Teil 1/6)
05.08.2010 14:24
Hallo Susanne,

wenn perfekte Englischkenntnisse eine Grundvoraussetzung für deinen angestrebten Job sind, dann kannst du diese auch gleich im ersten Satz angeben. Und im gleichen Atemzug ließesich dann ebenso Französisch und Griechisch erwähnen.

Nun kenne ich weder dein Stellenangebot, noch deine spezifischen Qualifikationen und Fähigkeiten dazu (außer eben den Fremdsprachen). Aber ich möchte dir dennoch ein Beispiel geben, wie du deine Einleitung für eine Sekretärin in einem international aufgestellten Unternehmen formulieren könntest.

Beispiel:

Sehr geehrte/r Frau/Herr Personaler/in,

mit meinem perfekten Englisch in Wort und Schrift und meinen ebenso verhandlungssicheren Französisch- und Griechischkenntnissen werde ich, als Ihre neue Sekretärin des Geschäftsführers, alle anfallende schriftliche und mündliche Korrespondenz höchst zuverlässig, freundlich und charmant realisieren.


Ich denke, nach solch einer Einleitung wird der/die Personaler/in, mit einem eigens ins Gesicht gezauberten Lächeln, dein weiteres Anschreiben mit gesonderter Aufmerksamkeit weiter lesen.

Zum Problem der Ãœberqualifizierung:
Es ist in der Tat mit einem Risiko verbunden, wenn man für den ersehnten Job überqualifiziert ist, weil die Personalentscheider oft befürchten, der Bewerber könnte über Kurz oder Lang seine Kompetenzen überschreiten.
Deshalb ist es ganz wichtig, im Anschreiben und vor allem im Lebenslauf nur die Anforderungen im Stellenangebot zielgenau zu bewerben. Der Lebenslauf sollte also nur insofern gewichtet werden, dass daraus eindeutig die Eignung zu erkennen ist. Überqualifikationen sollten daher nicht gesondert aufgeführt werden, auch wenn die Studien-Abschlüsse darauf hinweisen könnten.
Es ist eine Gratwanderung - ohne Zweifel. Und deswegen ist das genaue Studium des Stellenangebotes (auch das, was mitunter zwischen den Zeilen darin steht), äußerst wichtig.
In einem eventuellen Vorstellungsgespräch kann es dann sein, dass diesbezügliche "provokante" Fragen gestellt werden. Auch dann solltest du einen "kühlen" Kopf bewahren und die Fragen zwar ehrlich, aber keineswegs gesondert betont bzw. ausführlich beantworten. Das Hauptaugenmerk liegt bei den Anforderungen und Aufgaben des Stellenangebots. Alles weitere ist lediglich "Beiwerk".

Bewirb dich erfolgreich!

Tilo
Tilo
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Anmeldungsdatum: 23.02.2010
Beiträge: 49
Wohnort: Bautzen
Zu: Was will ein Personaler lesen und was nicht? (Teil 1/6)
05.08.2010 16:29
Der obige "Gast" bin ich natürlich selbst.
Hatte vergessen, mich vorher anzumelden.

Tilo
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Hans
Gast




Zu: Was will ein Personaler lesen und was nicht? (Teil 1/6)
16.07.2011 17:48
Hallo Tilo,

Deine Beispiele finde ich richtig Klasse und erfrischend anders. Das Du mit diesem Wissen Geld verdienen möchtest kann ich verstehen - schließlich verkäufst Du etwas, was nur wenige beherrschen. Ansprechende Ausdrucksweise lernt man nicht auf der Hochschule. Um sich so ausdrücken zu können muss man Talent haben und außerdem viel Zeit für ein "Selbststudium".

Also, nochmals Chapeau, Dein Schreibstil trieb mir das Wasser in die Augen.


An den Rest der Welt:
Damit keine Zweifel an meiner Begeisterung aufkommen: Ich kenne Tilo nicht, bin weder befreudet, verschwägert oder verwandt mit ihm und habe keinerlei persönliche Vorteile. Ich habe mich lediglich über seine toll formulierten Beispiele gefreut, dass ich ihm mitteilen wollte.


Mit lieben Grüßen

Hans
icehawk
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Anmeldungsdatum: 11.02.2017
Beiträge: 4
Zu: Was will ein Personaler lesen und was nicht? (Teil 1/6)
12.02.2017 00:09
Warum sollte ich kein z.Hd. in die Empfängeradresse schreiben? Wenn da ein bestimmter Name steht riskiere ich doch nur, dass meine Bewerbung 4 Wochen liegen bleibt falls der Ansprechpartner in Urlaub ist?
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YEVA
Gast




Meining
14.04.2017 10:59
Tipps von 2010!
Hilfe Shocked
Ein Jahr ist schon alt.
Charlisee
Gast




Zu: Was will ein Personaler lesen und was nicht? (Teil 1/6)
14.04.2017 13:40
Das Anschreiben wird doch nicht anhand des Anschreibens im Unternehmen weitergeleitet, oder? Insofern wüsste ich auch keinen anderen vernünftigen Grund, warum "z. Hd." in dem Empfängeradressblock stehen sollte. Außer, dass ich damit eine Zeile weniger Platz im Anschreiben habe. Die Abteilung kann, soweit ich weiß, natürlich in der Empfängeradresse genannt werden. Meistens ist das die Personalabteilung.

Heutzutage wird sowieso meistens eine E-Mailbewerbung verschickt. Das was der Leser dort als erstes sieht, ist die Anrede im E-Mailtext. Auch im normalen Text schaue ich eher in die Anrede, da dort die Person drinsteht.

Wenn du dagegen eine Kurzbewerbung, bestehend aus Anschreiben und Lebenslauf, verschickst, könntest du den Namen in den Anschriftenblock aufnehmen, wenn die Adresse für das durchsichtige Briefkuvert verwendet wird. Insofern habe ich doch noch einen anderen Grund gefunden Smile

Außer, dass der Anteil der Onlinebewerbungen steigt, hat sich leider in den letzten 7 Jahren nicht viel getan.
Checchene
Gast




Zu: Was will ein Personaler lesen und was nicht? (Teil 1/6)
15.04.2017 19:13
Ich glaube, es ging dem YEVA eher um alle Tipps, die in diesem Beitrag gegeben wurden. Aber auch da stimme ich zu, es hat sich nicht viel in den Jahren geändert. Bis vielleicht auf den Kreativsektor, da gibts bisschen Neues - Videobewerbung zum Beispiel.
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