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ich habe mein Zwischenzeugnis in der Ausbildung erhalten und vielleicht können die Kenner unter euch es etwas besser einschätzen. Meiner Einschätzung nach ist es sehr schlecht.
"Frau ... hat eine sehr gute und rasche Auffassungsgabe und ist sowohl in der Schule als auch im Büro interessiert und lerneifrig. Sie ist ferner eine gewissenhafte, flinke und sehr pünktliche Mitarbeiterin, die sich den ihr gestellten Aufgaben mit ausgeprägtem Interesse, gesundem Ehrgeiz und stetig wachsendem Erfolg widmet. Zu Erläuterungen erstellt Frau ... regelmäßig Notizen und stellt sinnvolle Fragen. Das Berichtsheft ist sauber geführt und wird regelmäßig und ohne Verzögerung vorgelegt. Die Ergebnisse in der Zwischenprüfung waren deutlich überdurchschnittlich. Insgesamt finden Ihre Leistungen stets unsere volle Zufriedenheit.
Sehr gut gefällt uns ferner ihre jederzeit außerordentlich höfliche und sehr zurückhaltende persönliche Art. Ihr Verhalten gegenüber Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzten und Mandanten ist tadellos.
Wir erstellen dieses Zwischenzeugnis auf ausdrücklichen wunsch und wir freuen uns darauf, Sie weiter in unserer Kanzlei ausbilden zu können. Am erfolgreichen Abschluss der Ausbildung haben iwr keinerlei Zweifel."
Danke euch!
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derWolf
PostRank 4
Anmeldungsdatum: 09.09.2019
Beiträge: 30
Hallo Vivi,
auch hier gilt- für die sinnvolle Bewertung und Kommentierung eines Zeugnisses benötigt man den vollständigen Text, quasi von der Über- bis zur Unterschrift. Grundsätzlich sollten der zu würdigende Zeitraum, die erlernte bzw. bekleidete Tätigkeit, die Branche und die Unternehmensgröße genannt werden.
Bereits der einleitende, den Zeugnisempfänger benennende Absatz enthält erste wertende Aussagen, genauso wie die Auflistung der Tätigkeiten. Diese wiederum korrespondieren mit den darauffolgenden Bewertungen der einzelnen Aspekte von Arbeits- und ggf. Führungsweise bzw. -leistung sowie von Fachwissen und Sozialverhalten.
Möglicherweise bedarf es in gerade diesem Fall aber auch weiterer Angaben, die einen erheblichen Einfluss auf die in deinem Zeugnis enthaltene Wertung haben können.
Der Text eines Zeugnisses beginnt nunmal mit dem Wort Zeugnis oder einem seiner Verwandten und er endet mit einer Unterschrift. Nur in diesem Kontext lässt er sich halbwegs seriös werten. Fast jede Formulierung in einem Zeugnis kann in einem geänderten Zusammenhang für eine gänzlich andere Aussage stehen. Jede der auf den ersten Blick positiven Aussagen kann durch den ausgelassenen Teil abgewertet werden.
Das einzige das sich auf Basis dieses Textausrisses sicher feststellen lässt ist dass man seitens deines/r Vorgesetzen den Umgang mit die als problematisch ansiehst. _________________ Schöne Grüße
Wolf
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Die Aufgaben und die Einleitung, wo eben das Eintrittsdatum steht und Geburtsdatum etc. sind alle formal korrekt. Mir geht es um den letzten, also diesen Abschnitt, wo es um meine persönliche Beurteilung geht. Und hier liest man viele negative Passagen raus, meiner Meinung nach.
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Ein Zwischenzeugnis für eine Ausbildung? Was es nicht alles gibt ... hat der Azubi eventuell Probleme auf Arbeit? Warum fordert er sowas an? Das sind spontane Fragen, die ich mir als Leser stelle.
Das Zwischenzeugnis ist - ohne das Ganze zu kennen - leider nur begrenzt bewertbar. Ich gehe insgesamt von einer Schulnote 2 aus, mit leichtem Hang zur Schulnote 3. Ich finde es nicht "sehr schlecht".
Negativformulierungen, wie "keinerlei" sollten nicht enthalten sein, denn die können auf das Gegenteil hindeuten. Selbstverständlichkeiten sollten nicht genannt werden. Ob die Führung des Berichtshefts dazu gehört, möchte ich nicht beurteilen. Auch, ob eine "zurückhaltende persönliche Art" positiv zu werten ist, weiß ich auch nicht.
Bei dem Satz "Ihr Verhalten gegenüber Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzten und Mandanten ist tadellos" müssen die Vorgesetzten als Erstes genannt werden. Ansonsten deutet das auf Probleme mit eben diesen hin.
Der Satz "Insgesamt finden Ihre Leistungen stets unsere volle Zufriedenheit" deutet auf eine gute Gesamtbewertung hin.
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Das Zwischenzeugnis habe ich angefordert, weil ich einen neuen Ausbilder bekommen habe, da vorübergehend abwesend. Und ja, ich hatte massive Probleme auf der Arbeit wegen meinem Ausbilder, da ich tagtäglich von diesem gemobbt wurde. Doch Betrieb steht hinter dem Ausbilder und man wird ignoriert. Aus diesen Gründen habe ich ein Zwischenzeugnis beantragt, da ich mich auch zeitig wegbewerben möchte und man dafür ein Zwischenzeugnis braucht.
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Die Zurückhaltung kommt vom Mobbing, man hatte nur noch Angst irgendwas zu sagen oder zu fragen, also wurde man einfach nur still. Und das gefällt denen wohl, da man sich eben unterwürfig macht.
Da meine Leistungen überdurchschnittlich gut sind und dies erwähnt wird, verstehe ich nicht, wieso man am Ende diesen Satz mit "keinerlei Zweifel" bringt, was ja gerade Zweifel aufbringt. Auch das mit der Pünktlichkeit. Ich sehe es nicht als wohlwollendes Zeugnis an, mit dem man sich bewerben kann gerade nach der Ausbildung.
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